Leitbild der evangelischen Kirchengemeinde Hohen Neuendorf-Stolpe
„Jesus Christus spricht: Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben“
Inhaltsverzeichnis: I. Ziel des Leitbildes II. Situation in Hohen Neuendorf und in Stolpe III. Situation in unserer Gemeinde IV. Die Bereiche der Gemeindearbeit
1. Geistliches Zentrum 2. Seelsorge und Anteilnahme 3. Gemeinschaft 4. Zusammenarbeit in der Gemeinde 5. Bewahrung der Schöpfung 6. Außenwirkung
VI. Bitte um Gelingen
I. Ziel des Leitbildes
Die evangelische Kirchengemeinde Hohen Neuendorf-Stolpe hat sich intensiv vom Sommer 2010 bis zum Sommer 2012 in der Zukunftswerkstatt sowie in den verschiedenen Kreisen der Gemeinde mit dem Thema beschäftigt, was uns als Gemeinde prägt, was uns prägen soll, und wie wir nach diesen Vorgaben den Weg dahin finden wollen.
Der Gemeindekirchenrat hat dieses Leitbild am 15.11.2012 verabschiedet. Nach fünf Jahren soll es, wenn notwendig, überarbeitet werden. Zwischenzeitlich prüfen der Gemeindekirchenrat, der Gemeindebeirat und interessierte Kreise, ob die aktuellen Entwicklungen diesem Leitbild folgen. Dazu trifft sich vorbereitend einmal im Jahr die Zukunftswerkstatt.
Diese Version des Leitbildes enthält neben den Grundzügen weiterführende Überlegungen zu unserem Gemeindeleben und dessen mögliche Entwicklungen. Parallel gibt es eine Fassung, die sich auf die Grundzüge konzentriert. II. Situation in Hohen Neuendorf und in Stolpe
Wir sind eine Gemeinde der evangelischen Landeskirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz „vor Ort“ in Hohen Neuendorf und Stolpe. Daher wollen wir zu Beginn auf die Situation dieser beiden Ortsteile der Stadt Hohen Neuendorf eingehen.
Hohen Neuendorf ist eine Stadt mit vier Stadtteilen am nördlichen Rand von Berlin, für die im Mai 2012 insgesamt 24 627 Einwohner gezählt wurden.
Der Stadtteil Hohen Neuendorf zählt ca. 13.500Einwohner. Viele Hohen Neuendorfer arbeiten in Berlin. Hohen Neuendorf ist eine Wohn- und Gartenstadt. Viele junge Familien sind aus anderen Bundesländern nach Hohen Neuendorf gezogen. Die Stadt ist von deutlichem Bevölkerungswachstum geprägt. Der Altersdurchschnitt liegt deutlich unter dem Durchschnitt in vergleichbaren Städten. Ein besonderes Merkmal ist die vielfach spürbare Mischung der Bevölkerung aus den beiden ehemaligen Teilen Deutschlands.
Stolpe ist ein benachbarter Stadtteil von Hohen Neuendorf. Das alte, in seiner Baustruktur noch gut erhaltene Bauerndorf ist nach 1989 auf dem früher unzugänglichen Grenzsperrgebiet zusammen mit einem großen Golfplatz um eine gänzlich neu gebaute Wohnanlage erweitert worden. In ihr wohnen inzwischen ebenso viele Menschen wie in dem alten Ortsteil. Zuletzt wurden zusammen über 500 Einwohner gezählt. Viele Ausflügler besuchen den Ort.
III. Die Situation in unserer Gemeinde
Entsprechend unserer Herkunft haben wir in der Gemeinde unterschiedliche Erfahrungen mit der Gemeindearbeit und unterschiedliche Formen der Frömmigkeit. Die Kirchengemeinde Hohen Neuendorf-Stolpe hat etwa 2.600 Gemeindeglieder. Wir zählen zu unserer Gemeinde zwei besondere Kirchgebäude: Die Dorfkirche in Stolpe aus der Mitte des 13. Jahrhunderts und die Kirche mit Jugendstilelementen in Hohen Neuendorf aus dem Jahr 1909.
Aktuell sind fünf hauptamtliche Mitarbeiter in der Kirchengemeinde mit unterschiedlichem Tätigkeitsumfang beschäftigt: Pfarrer und Pfarrerin teilen sich die Pfarrstelle, Katechetin, Kantor und der Mitarbeiter für die Jugendarbeit.
Bei uns engagieren sich viele Gemeindeglieder ehrenamtlichbeispielsweise als Leiter eines Gemeindekreises, im Chor, Posaunenchor oder Musikgruppe, als Lektor, als Mitarbeiter im Kindergottesdienst, in der Jungen Gemeinde, bei Küsterarbeiten, beim Saubermachen und Schmücken der Kirchen und Gemeindehäuser, bei der Vorbereitung der Abendmusiken, in der Redaktion und als Austräger des Gemeindebriefes, im Gemeindebüro, im Gemeindekirchenrat, im Gemeindebeirat. Ohne diese vielfältige ehrenamtliche Arbeit ist ein aktives Gemeindeleben nicht möglich.
Ein besonderes Augenmerk der Diskussion zum Leitbild lag auf der Frage, wie wir verantwortungsvoll mit den haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern umgehen:
Wie können wir sie fördern und fordern? Wie können wir sie halten und neue gewinnen? Wie wollen wir einzelne Kreise führen, Verbindungen untereinander aufbauen und intensivieren? Wie können wir eine harmonische, christliche Gemeinschaft sein?
IV. Grundsätze
Bei der Vielfalt in unserer Gemeinde ist es gut, sich auf wenige Grundsätze zu einigen. Wir haben sie wie folgt formuliert:
Jesus Christus ist das Zentrum unserer Gemeinde.Wir leben eine gute Gemeinschaft.Wir wirken auch über die Grenzen der Gemeinde hinaus.Das Leben und die Arbeit in unserer Gemeinde stehen unter dem Leitbild der Verkündigung des Evangeliums und der Stärkung im Glauben.
Wir wissen uns mit diesen Grundsätzen in biblischer Tradition. So finden wir an den Altären der beiden Kirchen unserer Gemeinde das Wort Christi aus dem Johannes-Evangelium: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben“.
Wir wissen aber, dass wir oft hinter diesen Grundsätzen zurückbleiben. Daher sind sie auch im Gemeindealltag nicht immer erkennbar. Wir vertrauen darauf, dass Gott das Gelingen schenkt. Wir können aber in unserer Gemeinde das Zusammenleben und das Arbeiten so gestalten, dass die Chancen zum Gelingen steigen. Und Gelingen heißt letztlich: Gott wird in unserer Gemeinde spürbar.
V. Bereiche der Gemeindearbeit
Wie wollen wir unser Zusammenleben und unsere Gemeindearbeit konkret gestalten? Was ist aktuell schon erkennbar, was könnte zukünftig besser ausgeformt werden?Wir haben die Antworten in sechs Bereichen dargestellt, beginnend bei unserem geistlichen Zentrum bis zu unserer Außenwirkung. Sie erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit, decken jedoch ein breites Spektrum ab. Für die Bereiche beschreiben wir, wie sich die Gemeinde heute darstellt. Wir haben auch „Projekte“ für die Zukunft beschrieben. Ob und wie sie umgesetzt werden können, werden wir in den folgenden Jahren entscheiden.
1. Geistliches Zentrum
Jesus Christus spricht: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater denn durch mich.“ (Johannes 14,6)
Zentrum unseres Lebens als Gemeinde ist Jesus Christus. Daher ist der Gottesdienst der Kern der Gemeindearbeit, denn vom Gottesdienst dürfen wir - nach Luthers schöner Formulierung -, erwarten, „dass unser lieber Herr selbst mit uns redet durch sein heiliges Wort und wir wiederum mit ihm reden durch Gebet und Lobgesang.“ Der Gottesdienst soll das Wort Gottes immer wieder neu den Menschen zusprechen und so die Traurigen trösten, die Mutlosen aufrichten, die Trägen anspornen und dadurch in unseren Alltag hineinwirken.
Wir wollen, dass alle Gemeindeglieder und Außenstehende gern mitfeiern und der Gottesdienst alle anspricht. Wir sind uns aber bewusst, dass unsere Gemeinde von Vielfalt geprägt ist. Daher setzen wir in der Gestaltung der Gottesdienste auch verschiedene Schwerpunkte: festliche Gottesdienste mit verschiedenen Chören der Gemeinde, Familiengottesdienste, Jugendgottesdienste, Kindergottesdienste und andere. Bei aller Vielfalt orientieren wir uns an der Ordnung unserer Landeskirche.
Wir laden die Glieder unserer Gemeinde ein, den Gottesdienst mitzugestalten. So werden die Erfahrungen und der Glaube der Einzelnen für alle erlebbar und bereichern den Gottesdienst. Für jeden stellt die Mitgestaltung eine Möglichkeit dar, eine besonders intensive Erfahrung mit seinem Glauben zu machen. Einige Gottesdienste tragen die Handschrift der verschiedenen Kreise. Bei aller Vielfalt und Einladung zur Mitwirkung: Die Verantwortung liegt letztlich bei den Pfarrern und dem Gemeindekirchenrat. Bei Familiengottesdiensten und bei Jugendgottesdiensten wird die Leitung an die Katechetin bzw. an den Mitarbeiter für die Jugendarbeit delegiert.
Das gemeinsame Singen und Musizieren in Chören, in Gruppen und im Gottesdienst erschließen uns die Botschaft Gottes auf ganz eigene Weise. Zu unserer Gemeinde gehören der Kirchenchor, der Posaunenchor, der Kinderchor und die Musikgruppe für die Familiengottesdienste. Traditionelle und moderne Kirchenlieder, Choräle und Anbetungslieder gehören zu unserem Repertoire. Neben Musik im Sonntagsgottesdienst gibt es in Hohen Neuendorf und Stolpe regelmäßig Konzerte, die von vielen auch zur Begegnung mit der Kirche genutzt werden.
Wichtig ist: Das geistliche Zentrum soll nicht nur sonntags im Gottesdienst sichtbar werden, sondern auch Grundlage der Arbeit der einzelnen Kreise sein. Jeder Kreis braucht dazu seine eigene Form und kann Beratung erbitten. Bewährt haben sich beispielsweise kurze Andachten, die Losung, ein Austausch über das Gehörte, gemeinsames Gebet oder gemeinsames Singen.
Für die christliche Prägung unseres Alltags gibt es vielfältige Formen: stille Zeiten, regelmäßige Gebete (z.B. Tisch- oder Abendgebete), Losung, Bibellese, Gespräche über den Glauben. Auch der Umgang mit den Mitmenschen sollte von unserem Glauben geprägt sein. Wir bieten unseren Gemeindegliedern mit den Gottesdiensten und den Kreisen Raum und Zeit zum Austausch über ihre Glaubenspraxis.
Wir wollen insbesondere Kinder und Jugendliche zum Glauben hinführen und in ihrem Glauben stärken: beispielsweise im Kindergottesdienst, im Kindercafé und in der Christenlehre. Wir laden jährlich Jugendliche im Alter von 12 oder 13 Jahren zum Konfirmandenunterricht ein. Für Jugendliche bietet die Junge Gemeinde Angebote, sich über ihren Glauben auszutauschen und Gemeinschaft zu leben. Wir bieten aber auch Taufunterricht für Erwachsene an, damit sie die Grundlagen unseres Glaubens und die Bedeutung der Taufe kennen lernen. Tauf- und Konfirmandenunterricht schaffen Möglichkeiten, sich mit dem Glauben auseinanderzusetzen und so in Taufe und Konfirmation zu einem Ja zu Gott zu finden, das im persönlichen Leben seinen Widerhall findet. Die Erwachsenen in unserer Gemeinde erfahren aber auch, dass Kinder und Jugendliche auf ganz besondere Weise ihren Glauben ausdrücken und im Gottesdienst darstellen. Dies nehmen wir als Bereicherung war.
Taufen haben im Sonntagsgottesdienst ihren Platz, damit eine Verbindung zwischen den Täuflingen, den Tauffamilien und der Gemeinde wachsen kann. Wenn Taufen nicht im Sonntagsgottesdienst gefeiert werden, wird die Gemeinde rechtzeitig zu dem besonderen Gottesdienst eingeladen und die Taufen werden im nächsten Gottesdienst abgekündigt.
Zentren geistlichen Lebens sind auch die beiden Kirchengebäude. Sie laden zur Begegnung mit Gott ein. Sie sind in Hohen Neuendorf und in Stolpe sichtbare Zeichen des christlichen Glaubens. In Stolpe ist die Kirche regelmäßig in den Sommermonaten für Besucher geöffnet. Wir haben begonnen, auch die Kirche in Hohen Neuendorf regelmäßig für Besucher und Suchende zu öffnen. So bieten wir Menschen in Stolpe und Hohen Neuendorf Gelegenheit, einen Moment der Stille zu finden, zu beten – oder einfach die Kirche anzuschauen und sich über sie zu informieren.
2. Seelsorge und Anteilnahme
Und wenn ein Glied leidet, so leiden alle Glieder mit, und wenn ein Glied geehrt wird, so freuen sich alle Glieder mit. (1. Korinther 12,26)
So vielfältig die Menschen unserer Gemeinde sind, so vielfältig sind die Lebenssituationen. Sie sind geprägt von Freud und Leid, Gesundheit und Krankheit, Geburt und Sterben, Erfolg und Scheitern, Gemeinschaft und Trennung, Schuld und Vergebung, Gewissheit und Zweifel.Wir glauben, dass wir in allen Lebensumständen zu Gott kommen können und dass wir in ihm geborgen sind. Unser Altar in Hohen Neuendorf verweist auf das A und O: Gott ist Anfang und Vollender. Und wir glauben, dass er mittendrin ist.
Wir wollen diesen Glauben für jeden erfahrbar machen. Dafür hat die Kirche in Berufung auf den Auftrag Jesu Christi gute Formen entwickelt: Taufe, Konfirmation, Trauung, Abendmahl, Gottesdienst zur Bestattung und Möglichkeit zur persönlichen Beichte. Alle diese Formen werden auch in unserer Gemeinde angeboten. Sie werden durch Gespräche vorbereitet. Bewährt hat es sich auch, die Angehörigen der Verstorbenen eines Jahres zum Gottesdienst am Totensonntag bzw. am Ewigkeitssonntag einzuladen. Die Gemeinde trauert mit ihren betroffenen Gliedern. Und sie hat die Möglichkeit, darüber hinauszuweisen, indem sie der Hoffnung des Glaubens Ausdruck gibt, dass wir einmal bei Gott ankommen werden.
Immer sind die persönliche Begegnungen wichtig, das Mitleiden und Mitfreuen, der gegenseitige Zuspruch: „Gott liebt Dich gerade auch in Deiner Situation“. Wir wollen füreinander da sein und Sorgen und Freude teilen. Durch Besuche untereinander wollen wir Kontakt halten. Im Gebet denken wir an die Anderen und helfen tatkräftig dort, wo wir gebraucht werden. Wir wollen dem Anderen mit Respekt und Offenheit gegenüber treten und Kritik wohlwollend und nicht verletzend äußern. Wir wissen, dass unser Leben endlich ist und schwere Krankheiten und Schicksalsschläge den Lebensmut nehmen können. So wollen wir besonders auch den davon betroffenen Gemeindegliedern nahe sein. Diese Begleitung von Kranken und vom Leben Gezeichneten verstehen wir als diakonisches Handeln.
Das setzt voraus, dass wir voneinander wissen, dass wir uns kennen. Wir schaffen mit Gottesdiensten, Kreisen und Gemeindefesten einen Rahmen für die persönlichen Begegnungen. Wichtig ist uns, dass es Raum für generations- und „hintergrunds“übergreifende Begegnungen gibt. Dem „ganz Anderen“ zu begegnen, der auch zur Gemeinde gehört, kann – neben allem Anstrengenden – sehr belebend sein. Bei Musikvorspielen der Kinder für die Senioren erleben wir beispielsweise, wie bereichernd gemeinsames, generationsübergreifendes Tun sein kann. Es zeigt sich, wie sehr diese Verbindung unseren älteren Gemeindegliedern wohltut – und für die Kinder wichtige Erfahrungen birgt.
In den Fürbitten im Gottesdienst soll verstärkt an einzelne Gemeindeglieder gedacht werden. Jeder von uns ist eingeladen, Gebetsanliegen vorzubringen, z.B. während der Abkündigungen oder im Gebetsbriefkasten.
Wir bieten einen Besuchsdienstkreis an. Dieser wird von den Pfarrern vorbereitet und begleitet. Es werden Grüße und Besuche zu besonderen Anlässen und Geburtstagen organisiert. Hier ist Raum, sich über die Erfahrungen bei den Besuchen auszutauschen und Hilfe bei Problemen zu erhalten.
Mitunter können alte oder kranke Gemeindeglieder nicht mehr zur Kirche kommen. Um ihnen die Erfahrung von Gemeinschaft zu ermöglichen, wollen wir ihnen zukünftig Grußkarten aus dem Gottesdienst versenden. Diese Grüße könnten mit Tonmitschnitten des Gottesdienstes kombiniert werden. Wir werden auch einen Abholservice für Gemeindegliederorganisieren, die nicht mehr eigenständig kommen können.
3. Gemeinschaft
Denn wie der Leib einer ist und doch viele Glieder hat, alle Glieder des Leibes aber, obwohl sie viele sind, doch ein Leib sind: so auch Christus. (1. Korinther 12,12)
Unsere Gemeinde lebt vom gemeinsamen Glauben, von dem, was wir gemeinsam erleben, was wir gemeinsam tun und von dem, woran wir uns gemeinsam erinnern können. Wir wollen offen sein für jeden, der Gott entdecken möchte, der einen Sinn im Leben sucht und Menschen braucht, die ihn annehmen. Wir interessieren uns für die Biographien und sind aufgeschlossen und neugierig gegenüber Menschen, die anders sind als wir. In der Gemeinde entstanden und entstehen Freundschaften. Die Gemeinschaft aber, die wir in der Gemeinde erfahren wollen und können, geht über Sympathie und Freundschaft hinaus. Sie umfasst alle, auch den „ganz Anderen“.
Wir leben diese Gemeinschaft auch auf Familien- und Chorrüsten. Erwachsene und Kinder gestalten Familiengottesdienste und Krippenspiele. Wir treffen uns zum gemeinsamen Essen und musizieren. Wir erleben Gemeinschaft in den verschiedenen Gruppen.
Und doch bleibt die Freiheit, nicht alles gemeinsam tun zu müssen. Wir schaffen Freiräume für die Einzelnen. Wir kommen auch an unsere Grenzen, wenn Gemeinschaft pflegen schwierig wird, durch verschiedene Ansichten, Planungsstile und Glaubensauffassungen.
Die Gemeinschaft zwischen den Generationen und zwischen „alten“ und „neuen“ Gemeindegliedern zu fördern, ist unser Ziel. Wir feiern jährlich ein Willkommensfest mit den Zugezogenen des Jahres.
Wir wollen jährlich Tauferinnerungsgottesdienste feiern, um uns an die Zusagen Gottes zu erinnern. Dazu laden wir alle Getauften eines Jahres ein. Wir laden zu Gottesdiensten zur Erinnerung an die Konfirmation ein.
Ähnlich könnten die, die in einem Jahr kirchlich getraut worden sind, zu einem besonders akzentuierten Gottesdienst eingeladen werden.
Wir haben bei der Erstellung dieses Leitbildes erlebt, dass es gut für die Gemeinschaft ist, wenn sich viele Menschen und viele Gruppen unserer Gemeinde mit einem Thema beschäftigen. Wir wollen daher jedes Jahr unter ein Thema stellen. Dieses werden wir jeweils am Anfang des Jahres bekannt geben. Die Glieder der Gemeinde und die Gruppen sind eingeladen, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen. Wir wollen so die Gemeinschaft untereinander stärken.
4. Zusammenarbeit in der Gemeinde
Es sind verschiedene Gaben; aber es ist ein Geist. Und es sind verschiedene Dienste; aber es ist ein Herr. Und es sind verschiedene Kräfte; aber es ist ein Gott, der da wirkt alles in allen. (1. Korinther 12,4-6)
Unsere Gemeinde ist von vielfältiger ehrenamtlicher und hauptamtlicher Mitarbeit geprägt. In unserer Gemeinde leben Menschen mit unterschiedlichen Begabungen und Talenten. Wir unterstützen deren Entfaltung, damit sie für die Gemeinde und für sich selbst fruchtbar werden. Alle tragen dafür Sorge, dass die anfallenden Aufgaben uns nicht erdrücken, sondern befriedigend und erfüllend erlebt werden.
Was verstehen wir unter haupt- und ehrenamtlicher Mitarbeit? Die Hauptamtlichen erhalten Entgelt für ihre Arbeit und sind arbeitsrechtlich gebunden. Sie haben für ihre Aufgaben entsprechende Ausbildungen. Sie stehen auch als Ansprechpartner und als Koordinatoren zur Verfügung. Die Ehrenamtlichen arbeiten unentgeltlich. Sie leisten eine Fülle von Arbeiten, sie repräsentieren ein breites Spektrum der Gemeinde. Oft können sie ihre eigenen Berufserfahrungen in die Gemeinde einbringen.
Ohne vielfältige haupt- und ehrenamtliche Arbeit ist ein aktives Gemeindeleben nicht möglich. Wir leben als Christen in der Erfahrung der Gnade Gottes. Als solch Begnadete sind wir eingeladen und befähigt, Mitarbeiter Gottes zu sein. Daher werben wir, dass jedes Gemeindeglied nach seinen Möglichkeiten mitarbeitet. Wir respektieren dabei, dass es Zeiten gibt, in denen Gemeindeglieder nicht mitarbeiten wollen oder können.
Viele Gemeindeglieder engagieren sich auch außerhalb der Gemeinde, seien es die Erziehung der Kinder, die Pflege kranker Angehöriger, bei der Arbeit und sozialen Diensten oder in der Politik. Oft sind die Menschen durch diese Aufgaben so stark gebunden, dass sie keine weiteren Aufgaben unmittelbar sichtbar in der Gemeinde wahrnehmen können.
Jeder, der mitarbeitet, soll eine klare Vorstellung davon haben, was er leisten kann und was wir von ihm erwarten. Es werden Verabredungen getroffen, wie lange sich die Einzelnen zur Mitarbeit verpflichten und wie oft sie zum Einsatz kommen.
Damit die Mitarbeit gelingt und nicht zur Last wird, soll den einzelnen eine gezielte Vorbereitung angeboten werden. Das kann z. T. in der Gemeinde getan werden. Für bestimmte Arbeitsfelder können wir die die Angebote unseres Kirchenkreises und unserer Landeskirche nutzen. Hier besteht zudem die Möglichkeit, über den Tellerrand der eigenen Gemeinde zu schauen und so Kontakte zu anderen Christen zu bilden und zu pflegen.
Große Bedeutung kommt dem Austausch zwischen Haupt- und Ehrenamtlichen zu. Sie erkennen die Arbeit der anderen an. Sie unterstützen sich und lassen sich in ihrer Arbeit unterstützen. Ehren- und Hauptamtliche dürfen mit den anvertrauten Aufgaben nicht alleingelassen werden. Dazu werden sich Ehrenamtliche und Hauptamtliche regelmäßig treffen. Ziel ist der Erfahrungsaustausch und die Koordination gemeinsamer Aktivitäten. Es bieten sich darüber hinaus Rüstzeiten an, auf denen die Kontakte gepflegt, theologisches Wissen vertieft wird und der Glaube frischen Wind erfährt.
Es ist wichtig, dass die Möglichkeiten und Probleme der einzelnen Gruppen und Arbeitsbereiche regelmäßig im Gemeindekirchenrat besprochen werden. Hier hat sich die gute Tradition herausgebildet, zu den Sitzungen des Gemeindekirchenrates Ehrenamtliche aus den Gruppen oder Arbeitsbereichen einzuladen. Zur Stärkung der Verbindung soll zukünftig für jeden Bereich ein Ältester als Ansprechpartner genannt werden. Regelmäßige persönliche Gespräche helfen, sich gegenseitig zu unterstützen und mögliche Probleme rechtzeitig zu erkennen.
Viele Aufgaben werden in unsere Gemeinde bereits jetzt wahrgenommen; weitere haben wir durch die Erarbeitung dieses Leitbildes entdeckt. Manche von ihnen erfordern keine neuen Mitarbeiter, sondern „nur“ eine bessere Organisation. Für andere sind aber neue ehrenamtliche Mitarbeiter erforderlich.
Der Gemeindekirchenrat wird daher in enger Abstimmung mit den Hauptamtlichen und dem Gemeindebeirat festlegen, was umgesetzt wird: Er muss auch entscheiden, welche Arbeit nicht mehr fortgeführt oder (noch) nicht umgesetzt werden kann. Die Entscheidungen werden nachvollziehbar begründet und der Gemeindeversammlung vorgestellt.
5. Bewahrung der Schöpfung
Und Gott der HERR nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten Eden, dass er ihn bebaute und bewahrte. (1. Mose 2,15)
Wir glauben an Gott, den Schöpfer des Himmels und der Erde. Für viele von uns sind besondere Erlebnisse in der Natur Gotteserfahrungen. Im Erntedankgottesdienst nehmen wir bewusst wahr, dass Gott gut für uns sorgt.
Wir nehmen aber auch wahr, dass an vielen Orten viele Menschen nicht sorgsam mit der Schöpfung Gottes umgehen. Auch wir selber verbrauchen oft mehr Ressourcen der Umwelt als unbedingt nötig wäre.
Wir sehen uns in der Verantwortung, sorgsam mit der Schöpfung umzugehen.
Wir gestalten unser Gemeindeleben so, dass die Ressourcen unserer Erde so wenig wie möglich verbraucht werden. Dazu gehören:
Die Überprüfung unserer Möglichkeiten, den CO2-Ausstoß der Kirchengebäude und damit die Belastung für das Klima nachhaltig zu senken;ein Vertrag mit einem (seriösen) Ökostromanbieter;umweltgerechtes, ressourcenschonendes Wirtschaften innerhalb unserer Gebäude, z.B. bei Heizungen oder BeleuchtungenPrüfung der Möglichkeit, weitere Dachteile von den Gemeinderäumen zu isolieren.Verwendung und Einkauf von umweltfreundlichen Verbrauchsmaterialien, z.B. bei Reinigungsmitteln, Recycling-Papier, Vermeidung von Einwegverpackungensparsamer Umgang mit diesen VerbrauchsmaterialienEinkauf von fair gehandelten Gütern;möglichst Vermeidung und auf all Fälle Trennung von Abfällen bei Gemeindeveranstaltungen.Wir wollen zukünftig öffentlich Auskunft geben, wie weit wir bei unseren Ansätzen zum sorgsamen Umgang mit der Schöpfung gekommen sind. Durch Reflexion unseres Alltags in den Gemeindeveranstaltungen wollen wir auch dazu einladen, dass ein jeder von uns seinen Beitrag leistet, die Schöpfung zu bewahren. Wir können durch vorbildhaftes Handeln über die Grenzen der Kirchengemeinde hinaus Wirkung auf unsere Stadt haben. Wir wissen aber, dass es für uns als Gemeinde noch ein weiter Weg ist, als solch ein Vorbild wahrgenommen zu werden.
6. Außenwirkung
Jesus Christus spricht: „Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch“ (Johannes 20,21)
Wir laden die Menschen in Hohen Neuendorf und Stolpe in unsere Gemeinde ein, um sie mit dem Evangelium bekannt zu machen. Wir hoffen darauf, dass die Ausstrahlung eines jeden Christenmenschen in seiner Lebenswelt ein Zeugnis des Evangeliums sei. Dazu wollen wir ermutigen.
Wir tauschen uns mit den Christen anderer Konfessionen in Hohen Neuendorf und Stolpe aus und pflegen Kontakte zu Nachbargemeinden. Wir sind ein Teil der weltweiten Christenheit. Wir beten für unsere Schwestern und Brüder und unterstützen sie durch unsere Kollekten. Wir pflegen insbesondere Partnerschaften zu den Städten Müllheim, Janow Podlaski und Gemeinden im Bereich Kaliningrad.
Bei allen Gottesdiensten, Konzerten, Festen und Treffen soll Gottes frohmachende Botschaft weitergesagt werden. Damit erinnern wir uns und unsere Gäste daran, dass Gott uns unser Leben schenkt, mit uns geht und uns einlädt, ihm zu folgen.
In unserer Stadt gehören etwa 20% der Einwohner einer christlichen Kirche an. Wir sind offen für alle und wollen ihnen bei ihrer Suche nach dem Sinn ihres Lebens helfen, indem wir ihre Fragen und Nöte ernst nehmen. Dazu gibt es Angebote in den Bereichen Gottesdienst, Bildung und Freizeit, sowie seelsorgerliche Begleitung. Wir prüfen, ob wir in Hohen Neuendorf einen Glaubenskurs anbieten können.
Über unsere Angebote informieren wir die Öffentlichkeit auf vielfältige Weise: Gemeindeblatt, Schaukasten und unsere Homepage sind wichtige Aushängeschilder für unsere Gemeinde. Wir prüfen regelmäßig, ob das Gemeindeblatt attraktiv ist und entwickeln es weiter. Wir werden prüfen, ob wir den Adressatenkreis erweitern und welche Form der Verteilung sinnvoll und angemessen ist.
Wir pflegen mit der Kommune gute partnerschaftliche Kontakte und nutzen kommunale Veranstaltungen, um unser Gemeindeleben darzustellen. Wir arbeiten mit den regionalen Medien zusammen, um auf unsere Veranstaltungen hinzuweisen. Wir laden die Medien ein, über unsere Veranstaltungen zu berichten.
Da im Bereich unserer Kirchengemeinde viele Familien mit kleinen Kindern leben, wollen wir prüfen, ob ein Kindergarten in kirchlicher Trägerschaft für uns sinnvoll und zu leisten ist. Es könnten sich Kooperationen mit erfahrenen kirchlichen Trägern anbieten.
Für Schulklassen und Kitagruppen werden wir auch weiterhin Besichtigungen anbieten und dazu passend für die verschiedenen Altersstufen Informationsmaterial bereitstellen.
Wir erleben bei vielen Menschen in Hohen Neuendorf und Stolpe, auch bei Entscheidungsträgern, eine Offenheit gegenüber der Kirche. Es ist einfacher und selbstverständlicher geworden, im öffentlichen Rahmen über den Glauben zu sprechen. Das ist eine große Chance. Besonders an Weihnachten, bei Konzerten, Familiengottesdiensten und Krippenspielen wird unsere Gemeinde auch von Außenstehenden besucht.
VI. Bitte um Gelingen
Wir haben uns mit diesem Leitbild und dem Entstehungsprozess darauf verständigt, was unsere Gemeinde in Hohen Neuendorf und Stolpe prägt und prägen soll. Wir haben Bereiche entdeckt, die wir zukünftig stärken wollen. Wir hoffen, dass wir jetzt und in Zukunft als die erkannt werden, als die wir uns verstehen:
Eine Gemeinde evangelischer Christen in Hohen Neuendorf und Stolpe, eine Gemeinde Jesu Christi. Wir bitten unseren Herrn um Gelingen:
Der Herr, unser Gott, sei uns freundlich / und fördere das Werk unsrer Hände bei uns. Ja, das Werk unsrer Hände wollest du fördern! (Ps. 90, 17)
Der Gemeindekirchenrat der evangelischen Kirchengemeinde Hohen Neuendorf-Stolpe November 2012